Der Ukraine-Krieg zeigt uns im alltäglichen Leben: Die Politik muss weiter mutig Grenzen setzen, um uns für die Zukunft erfolgreich aufzustellen. Sei es bei der Unabhängigkeit von Energiequellen, bei der Inflation oder bei gesellschaftlichen Problemen. Es braucht eine Verhaltens- und damit auch eine Konsumsteuerung durch die politischen Verantwortlichen.
Wenn wir ein paar Jahre zurückschauen: Es gab mal Autos ohne Katalysator. In Deutschland wurden im Jahr 1985 die ersten PKWs mit Schadstofffiltern ausgestattet. Bis zur Pflicht bei Neuwagen gingen noch einige Jahre ins Land. Viel wurde über die Machbarkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Technik diskutiert. Die Sorgen: Autos würden mehr Sprit verbrauchen, an Leistung verlieren, teurer werden, die Industrie mit Vorschriften gegängelt… Heute zerbricht sich darüber keiner mehr den Kopf – die Regelung wurde zum “sinnvollen Normalzustand“.
Ein zweites Beispiel: Noch vor kurzem haben wir über die Photovoltaikpflicht für Neubauten diskutiert. Der Krieg in der Ukraine lehrt uns aber, dass wir unabhängig von russischen Energiequellen werden müssen. Da wir das nur mit regenerativen Energiequellen erreichen, war diese Entscheidung im Rückblick genau richtig. Selbst Christian Lindner (FDP) spricht bei erneuerbaren Energien inzwischen von Freiheitsenergien. Keine Rede mehr von unzumutbaren Bevormundung der Bürger – oder gar von einer unnötigen Verteuerung beim Häuslesbau durch die „grüne Verbotspartei“.
Was sagt uns das? Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wenn wir ab und zu eingeschränkt werden. Vielleicht brauchen wir manchmal einen kleinen Stoß, um Probleme zu erkennen. Trotzdem werden Verbote und Verzichte als Kampfbegriffe gesehen – Verbote sind nach wie vor unpopulär. Dabei müssen wir der Realität ins Auge schauen: Ohne Veränderungen geht es nicht. Veränderungen tun weh und schrecken uns erstmal ab. Sie sind aber wichtig, um weiter voranzukommen.
Die Lösung für unsere Verbots-Phobie wäre: Wenn sich jeder seiner Verantwortung bewusst wird und zum Beispiel freiwillig versucht, seine Geschwindigkeit auf Autobahnen zu reduzieren. Dann würde ihn ein Verbot gar nicht so hart treffen. Wäre es wirklich so schlimm, auf Autobahnen nur noch 120 km/h zu fahren?
In unserer Haushaltsrede haben wir es erwähnt: „Jede und jeder einzelne sollte seinen Lebensstil hinterfragen. Konsum- und Ernährungsverhalten, Wohnen, Flüge, Fahrten mit dem PKW usw. sollten unter dem Aspekt der Notwendigkeit und Nachhaltigkeit unter die Lupe genommen werden.“ Denn Fakt ist: Je mehr wir uns für Natur, Umwelt, oder Klima einsetzen, desto weniger brauchen wir Verordnungen und Verbote. Und desto weniger müssen wir uns über solche aufregen. Veränderungen fangen im Kleinen an – erst dann ändern sich die Dinge im Großen. Lassen Sie uns also anfangen, unser Leben in kleinen Schritten zu ändern. Dann sind Verbote vielleicht auch gar nicht mehr nötig.
Matthias Kramer