Sie ist in jedem Munde. Sei es auf Bundesebene, Landesebene oder hier vor Ort. Sie ist ein großer Baustein bei der Bekämpfung des Klimawandels. Sie wird durch Corona leider etwas ausgebremst. Sie soll die Zukunft unserer Autoindustrie werden. Ahnen Sie, auf was ich abziele? Ja richtig, die MOBILITÄTSWENDE. Doch was steckt hinter diesem Begriff? Auf jeden Fall mehr, als alle mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos und LKWs 1:1 durch Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge zu ersetzen. Denn so werden sich tägliche Staus, Parkplatznot oder hoher Ressourcenverbrauch nicht zum Guten verändern. Dem motorisierten Individualverkehr würde weiterhin Vorrang eingeräumt, Fußgänger und Fahrradfahrer müssten sich wie gewohnt dem Auto hintanstellen. Auch die notwendige Infrastruktur, wenn alle
Benzin- und Dieselfahrzeuge in E- und H2-Fahrzeuge umgewandelt würden, ist nicht vorhanden. Deren Ausbau würde Jahrzehnte in Anspruch nehmen (Ladesäulen, Stromnetze, immenser Ausbau regenerativer Energien + Speicherkapazitäten). In Kernen gibt es für schätzungsweise 7.500 Pkws gerade mal eine Hand voll öffentlicher Ladesäulen. Mobilitätswende bedeutet: Alternativen zum PKW- und LKWverkehr vorantreiben. Das heißt Fußgänger, das Fahrrad, der ÖPNV, die DB (Personen- und Güterverkehr) oder Carsharing müssen gestärkt werden. Zum Beispiel durch autofreie Innenstädte, Ausbau der Radwegenetze, Mobilitätspass, Erweiterung des Schienennetzes. Wir sind gespannt,
welche Diskussionen zum Radschnellweg Schorndorf-Stuttgart demnächst in Kernen geführt werden. Und nebenbei: Umweltschädliche Verhaltensweisen wie das Fliegen und Kreuzfahrten müssen mit viel höheren CO2-Abgaben belegt werden. Diskussionen um einen Nord-Ost-Ring müssten längst verstummt sein, wenn es die Politik mit der Verkehrswende ernst meint. Verkehrsplaner dürften keine neuen Straßen mehr planen. Unser Bürgermeister meint, dass es hier in Kernen nicht zu wenig Parkplätze, sondern zu viele Autos gibt. Dieser Ausspruch könnte auch lauten:
Es gibt nicht zu wenig Straßen, sondern nur zu viel Verkehr. Mobilitätswende heißt auch weniger Autos und ein Stopp beim Straßenbau. Schon fast fertige Pläne müssen neu überdacht werden. So auch die Verlängerung der
Friedrichstraße. Für Kernen soll demnächst ein Mobilitätskonzept erarbeitet werden. Wir OGLer freuen uns auf dieses Projekt und hoffen, dass auch hier vor Ort ein Umdenken bei der Mobilität statt findet. Parkplätze sind keine
heiligen Kühe. Wir brauchen z.B. Temporeduzierung, mehr Radabstellplätze und der Ausbau von Radwegen und vor allem weiniger Verkehr.